Besucher meiner Ausstellung möchten oft wissen, warum ich dieses bestimmte Motiv gemalt habe, was das Bild für eine Bedeutung hat. Oft ist es aber zu persönlich, und was noch entscheidender ist: Man hindert Betrachter an einer eigenen Interpretation oder nimmt ihnen die Möglichkeit, eine eigene Beziehung zum Bild aufzubauen.
Insofern möchte ich unterscheiden zwischen der Entstehungs-Geschichte eines Bildes und dem, was ich persönlich alles an Bedeutung hineingelegt habe. Die Entstehungs-Geschichte kann durchaus interessant sein, ohne dem Bild die Seele zu rauben.
Fleur (Erkennungsdienst um 1900) | 70 x 100, 2022
Die Inspiration und Vorlage für „Fleur“ ist ein SW-Foto aus dem Archiv des Polizeimuseums Hamburg. Es handelt sich tatsächlich um ein erkennungsdienstliches Foto, das die Hamburger Polizei um das Jahr 1900 aufgenommen hat. Hatte eine Frau auffällige Tätowierungen, wurde sie in ihrem Mieder fotografiert, zwecks Wiedererkennung. Ich war überrascht, dass Frauen tätowiert waren – um 1900. Weitere Informationen über die Frau habe ich nicht. Mich haben ihre Haltung und die schmale Statur berührt. Ihr Gesicht habe ich in meinem Sinne stark verändert, wie auch die Tätowierungen.
Frau mit Bernsteinaugen, 50 x 60, 2021
Erzengel, 60 x 80, 2023
Madonna mit Kind, 60 x 80, 2023
Ein Streif Hoffnung, 19 x 36, 2023
Dieses Modell habe ich vier Mal gemalt und ich bin noch nicht fertig. Ich habe aus ihr die „Frau mit Bernsteinaugen“ gemacht und die gelblichen Augen auf den Folgebildern „Erzengel“ und „Madonna mit Kind“ beibehalten. „Ein Streif Hoffnung“ ist neu, klein, aber ich hänge sehr daran. Vorlagen sind historische Fotos von Minnie Ashley (später Beatrice Chanler), einer relativ berühmten Bühnenschauspielerin am Ende des 19. Jahrhunderts, die bereits mit 12 auf der Bühne stand. Den Namen Minnie Ashley, der viele (züchtige) Pin-ups der Zeit ziert, hat sie später vermieden. Beim Malen habe ich insbesondere an den zwei Folgebildern viel verändert.